Der Koran ist bereits vor mehr als 1450 Jahren entstanden und bezieht sich auf Ereignisse in der damaligen Zeit. Er berichtet unter anderem über Konflikte aus der Anfangszeit des Islam, aber auch über den Glauben, über Völker und über Ereignisse, die auch in der Bibel stehen. Damals galten in der Gesellschaft andere Vorstellungen und Regeln vom Zusammenleben. Zum Beispiel gab es in der Gesellschaft noch keine Gleichberechtigung. Auch nicht in der Ehe. Stattdessen hatte der Mann viele Vorrechte, Macht aber auch Pflichten gegenüber der Frau. Das und vieles mehr hat sich inzwischen geändert und wird sich auch in Zukunft weiter entwickeln.
Daher gilt: Der Koran bleibt zwar in seinem arabischen Wortlaut gültig, darf und muss aber sogar immer wieder neu gelesen und ausgelegt werden. Wer eine heilige Schrift liest, darf also nicht jede Stelle als Gebot für alle Zeiten lesen. Stattdessen ist es wichtig zu wissen, zu welchem Ereignis genau ein Vers offenbart wurde. Denn nur in diesem Zusammenhang lässt er sich oft richtig deuten und für die heutige Zeit richtig einordnen. Eine bestimmte Einrichtung oder Person, die die Auslegung festlegt, gibt es nicht. Viele Wissenschaftler sind immer wieder an der Diskussion und einer neuen Auslegung beteiligt. Das ist ein offener Prozess. Dabei kommen auch sie manchmal zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das ist befreiend und zugleich gefährlich und doch die einzige Möglichkeit, die Lebendigkeit des Koran zu bewahren. Das gilt auch für viele Schriften anderer Religionen.
Es gibt Menschen, die glauben, dass sie ihre Schrift doch wortwörtlich verstehen und danach leben müssen. Das führt manchmal dazu, dass sie andere Menschen überreden oder sogar mit Gewalt dazu zwingen wollen, ihre Religion anzunehmen und nach ihren vermeintlich geltenden Regeln zu leben. Oft ist dabei aber nicht nur der Glaube, sondern auch die Gier nach Macht und Geld im Spiel.
Sollen Menschen den Koran und andere Schriften der Religionen wörtlich nehmen?
epd-bild/Juergen Blume
Der Koran bleibt zwar in seinem arabischen Wortlaut gültig, darf und muss aber sogar immer wieder neu gelesen und ausgelegt werden.
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