In der katholischen Kirche ist der "Ablass" eine Form, um begangene Sünden zu bekennen und dafür Buße zu tun. Das heißt, wenn eine Katholikin oder ein Katholik etwas Falsches gemacht hat, dann musste das zugegeben und eine Art Strafe verbüßt werden, um Gottes Gnade zu erlangen. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Vergebung der begangenen Sünden, sondern eine Art Straferlass oder Strafreduzierung. In der katholischen Kirche wird also zwischen Schuld und Strafe unterschieden. Wenn eine Katholikin oder ein Katholik eine Sünde beichtet, kann der Priester ihn von der Schuld freisprechen. Aber trotzdem gibt’s noch eine Strafe.
Der Theologe Peter Düren hat es im Interview mit katholisch.de mal mit einem Bankraub verglichen: Wenn ein Bankräuber eine Bank ausraubt, kann er sich entschuldigen und das Geld zurückgeben. Seine Haftstrafe muss er aber trotzdem absitzen. Wenn der Bankräuber jetzt aber vorzeitig wieder aus dem Gefängnis entlassen wird, hat er einen Nachlass auf seine Strafe bekommen. Und so funktioniert auch der Ablass: Er verringert die Zeit, die man als Strafe für eine Sünde absitzen muss. Es ist in etwa wie die „Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei“-Karte bei Monopoly. Wer aber nicht beichtet und um Ablass bittet, landet im Fegefeuer.
Um den Ablass zu bekommen, kann der Priester den Gläubigen zum Beispiel zu einem Kirchenbesuch oder einer Wallfahrt auffordern. Es gibt aber auch noch ganz viele andere Tätigkeiten, mit denen man sich den Ablass verdienen kann. Geld dafür zu bezahlen, geht nicht. Die Kirche darf diesen "Strafnachlass" verteilen, weil sie nach eigener Auffassung den "Gnadenschatz" verwalten darf. Dieser Schatz besteht aus den guten Taten Christi und der Heiligen.
Diese Praxis wurde früher aber auch schon missbraucht. Im 15. und 16. Jahrhundert zum Beispiel. Ganz schlimm war es unter Papst Leo X. Dem fehlte damals nämlich das Geld, um die Baukosten für den Petersdom in Rom zu bezahlen. Zusammen mit anderen Kardinälen machte er einen Deal, der besagt: „Ihr schickt Leute durch euer Land, die den Menschen sogenannte Ablassbriefe gegen Geld verkaufen. Und die Einnahmen teilen wir uns. Die eine Hälfte bekomme ich, die andere behaltet ihr.“
Die Menschen damals hatten große Angst davor, dass ihre Seele nach ihrem Tod ganz lange im Fegefeuer Höllenqualen leiden muss. Um das zu verhindern, kratzten sie ihr letztes Geld zusammen und kauften sich Ablassbriefe. Einer der bekanntesten Ablasshändler zu dieser Zeit war Johann Tetzel. Gegen diesen Ablasshandel wandte sich Martin Luther in seinen Thesen.