Als Privatperson ist der Papst nicht unfehlbar. Er kann genauso Fehler machen wie jeder andere Mensch auch.
Wenn er jedoch hochoffiziell als Lehrer und Hirte aller Katholikinnen und Katholiken eine Lehrmeinung verkündet, sieht das anders aus. Dann spricht er ex cathedra. Das ist lateinisch und bedeutet so viel wie „Kraft päpstlichen Lehramtes“. Wenn der Papst nun ex cathedra über die Beibehaltung oder Abschaffung bestimmter Glaubenslehren entscheidet, dann sind seine Entscheidungen aufgrund des göttlichen Beistandes aus katholischer Sicht tatsächlich unfehlbar. In Texten kann man solche „unfehlbaren Passagen“ daran erkennen, dass Formulierungen wie „wir erklären feierlich“ oder „wir lehren endgültig“ verwendet werden. Damit hat der Papst bei Glaubensstreitigkeiten innerhalb der katholischen Kirche quasi „das letzte Wort“.
Das war aber nicht immer so. Dieses sogenannte „Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes“ wurde erst am 18. Juli 1870 vom Ersten Vatikanischen Konzil verabschiedet. Und das auch erst nach vielen Diskussionen. Die Kardinäle stritten darüber, ob es der richtige Weg sei: Denn in dieser Zeit entwickelten sich in Europa ganz langsam demokratische Strukturen, die Entscheidung zur Unfehlbarkeit ging aber genau in die entgegengesetzte Richtung. Sie bedeutet nämlich mehr Macht für den einzelnen. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) muss sich der Papst aber mit den Bischöfen als den Vertretern aller katholischen Gläubigen absprechen, wenn er ein Dogma verkünden will.
Theologisch argumentierten die Gegner der Unfehlbarkeit, dass es nicht biblisch begründbar sei. Außerdem sei es in den ersten christlichen Gemeinden auch nicht so praktiziert worden. Der Streit ging sogar so weit, dass sich die Gegner des Unfehlbarkeits-Dogma als eigene kirchliche Gemeinschaft organisierten. Die Gemeinschaft besteht noch heute. Es ist die alt-römisch-katholische Kirche.
Besonders oft genutzt wurde der Anspruch auf unfehlbare Lehrmeinungen in den vergangenen mehr als 150 Jahren jedoch nicht.
Unfehlbarkeit des Papstes
- ein Dogma der römisch-katholischen Kirche
Simone Savoldi/Unsplash
Der Papst hat nicht nur im Vatikan das Sagen. Wenn er ein Dogma verkündet, gilt es für alle katholischen Gläubigen auf der Welt.
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