Im Jesidentum gibt es viele wichtige Orte und Pilgerstätten für Heilige. Der wohl bedeutendste von ihnen ist der Ort Lalisch. Lalisch ist das religiöse Zentrum der Jesidinnen und Jesiden und ist allen Heiligen des Jesidentums gewidmet. Der Ort befindet sich etwa 60 km von Mosul in der Region Scheichan im heutigen Nordirak. Lalisch ist der heiligste Ort im Jesidentum und wird in der jesidischen Schöpfungsgeschichte als Ursprung der Religion beschrieben. Jesidinnen und Jesiden glauben, dass Lalisch der erste von Gott erschaffene feste Ort der Welt war. Das Hauptheiligtum Lalisch wird in vielen religiösen Texten (Qawls) erwähnt.
In Lalisch entspringen auch die zwei wichtigsten heiligen Wasserquellen im Jesidentum: die weiße Quelle (Kaniya Sipî) und die ZimZim-Quelle (Kaniya Zimzim). In der Wasserquelle Kaniya Sipî vollziehen Jesidinnen und Jesiden ihre Taufe. Außerdem gibt es in Lalish einen besonderen Baustil und viele Symbole des Jesidentums. So beispielsweise die kegelförmig erbauten Türme (Qubs), die Sonnenstrahlen symbolisieren. Die Sonne ist im Jesidentum sehr wichtig und gilt als sichtbarer Beweis für die Existenz Gottes.
Jede Jesidin und jeder Jeside sollte, wenn möglich, mindestens einmal im Leben den heiligen Ort Lalisch besucht haben.
Durch die große Bedeutung und den Standort des Zentrums war Lalisch in der Vergangenheit häufig Ziel fremder Angriffe. Trotz dieser Angriffe konnten sich die Jesidinnen und Jesiden über viele Jahrhunderte ihr Heiligtum bewahren. Heute ist Lalisch Sitz des Religionsrates der Jesidinnen und Jesiden (Jivata Ruhani).